Glückwunsch an 200 neue Meisterinnen und Meister im Handwerk
Zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Familienangehörige der frischgebackenen Absolventinnen und Absolventen erlebten den feierlichen Moment, als Kammerpräsident Rudi Müller den Fachkräftenachwuchs mit der traditionellen Einschwörungsformel in den Meisterstand erhob.
Nach dreijähriger, coronabedingter Pause wartete die Meisterfeier der Handwerkskammer Trier diesmal gleich mit zwei Neuerungen auf: Zum einen fand die Übergabe der Schmuckurkunden erstmals in Bitburg statt, zum anderen wurden in diesem Rahmen auch die neuen Betriebs- sowie Fachwirte und -wirtinnen gewürdigt. Zudem hatte dieser Jahrgang die Ehre, Glückwünsche von Ministerpräsidentin Malu Dreyer persönlich entgegenzunehmen. Von Jubelrufen begleitet, erhielt der Fachkräftenachwuchs aus elf Gewerken seine Meisterbriefe. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe bildeten mit Abstand die 45 Kraftfahrzeugtechniker. Die meisten neuen Meisterinnen kommen wie üblich aus dem Friseurhandwerk. Moderatorin Alex Meusel und das musikalische Duo Freaky Voices führten die insgesamt 650 Gäste feierlich und schwungvoll zugleich durch das Programm.
In den folgenden Portraits unserer Bestmeisterinnen und Bestmeister erfahren Sie die Beweggründe und deren Motivation auf ihrem Weg zum Meistertitel - ganz individuell, emotional und authentisch.
Besonders und Ausgefallen – ein Spielbrett für schnelles Losspielen!
Sein Meisterstück ist ein Hingucker und ein Möbelstück, in das man sich schockverlieben kann. Ein Sesam-Öffne-Dich für alle, die das Ausgefallene und Besondere lieben. Schon von außen lassen die Koffertüren mit dem Muster eines Mühle-Brettspiels erahnen, was jeden Spiele-Fan beim Öffnen ins Schwärmen bringt: Ein Spieleschrank mit Würfeln, Wurfpfeilen, Spielsteinen und -brettern für Mühle, Mensch Ärgere dich nicht und Schach. „Das Zusammenspiel von Nussbaum, MDF und wahrlich meisterhaft aufgetragenem Buntlack verleiht dieser Arbeit eine edle Note. Die Arbeit glänzt zudem mit vielen durchdachten Details, etwa einer Einlegeplatte zum schnellen Losspielen an Ort und Stelle. Das Prinzip „form follows function“ wurde hier vollendet umgesetzt. Das Konzept entspricht dem didaktischen Ansatz der Handwerkskammer: „Das Design muss einfach passen“, betont Ausbildungsmeister Christian Posselt.
Vom Schreinergesellen bis zum Schreinermeister
Tischler-Best-Meister Jonathan Heinen, 24, strahlt über das ganze Gesicht. Kein Wunder. In sein Meisterstück hat er nicht nur ganz viel Herzblut und Kreativität gesteckt, sondern auch jede Menge Zeit. Der junge Mann aus Heckhuscheid in der Verbandgemeinde Prüm nahe der belgischen Grenze wusste jedenfalls schon als Kind, dass er einmal mit Holz arbeiten wolle. „Das Werkzeug lag zuhause immer rum und so fand ich auch stets etwas, woran ich werkeln konnte“, erzählt er. Sein Vater ist Holzmechaniker, sein Onkel Schreiner. Der Beruf des Tischlers war ihm offensichtlich in die Wiege gelegt. Nach dem Realschul-Abschluss in Prüm machte er seine Lehre in der Schreinerei Baulesch in Habscheid, fertigte Möbel für den Innenausbau, Garderoben, Sideboards, TV-Schränke, Küchen. „Es macht mir hier einfach Spaß, in der Werkstatt zu sein und Neues zu schaffen.“ Aber auch die Arbeit mit der CAD Zeichensoftware, die höchst präzise und komplexe Ausführungen ermöglicht und Design-Fräsungen erstellt, und das Arbeiten mit dem hochmodernen vertikalen CNC-Bearbeitungszentrum gefallen ihm. „Zuschneiden und zusammenbauen, etwas von A bis Z zu schaffen, das ist ein tolles Gefühl.“ Schon als Schreinergeselle hat Jonathan Heinen von sich reden gemacht: So war er nominiert für die Endrunde beim Lehrlingswettbewerb 2017, sein Gesellenstück war nominiert für die Teilnahme am Landeswettbewerb „Die gute Form“ 2018 und wurde ausgestellt im Kunsthaus Frankenthal. Auch wurde er im Oktober 2018 Kammersieger beim Leistungswettbewerb des Tischlerhandwerks in Trier und war daher für den Landesentscheid Rheinland-Pfalz 2018 in Koblenz nominiert.
Je früher, desto besser!
Dass er den Meister machen wollte, stand für Jonathan Heinen schnell fest. „Je früher, desto besser!“ Und als auch zwei Freunde sich bei der Handwerkskammer Trier mit anmeldeten, da war die Sache geritzt. Na klar, seien die eineinhalb Jahre auch herausfordernd und anstrengend gewesen. Abends und am Wochenende noch nach Trier zu fahren, das habe einem schon Disziplin abverlangt. Und was macht der Best-Meister jetzt mit der „freien Zeit“. Jonathan Heinen lacht. „Da fällt mir schon was ein. Ich liebe Fußball, bin ein großer FC Kölle Fan und spiele Saxophon im MV Großkampenberg. Und meine Freundin, die freut sich, wenn wir endlich wieder mehr zusammen unternehmen können.
Für Niklas Meyer ist genaues Messen das A und O im Maschinenbau
Seine Arbeit ist nichts für grobe Hände. Bei einem Feinwerkmechaniker kommt es auf Genauigkeit an. Feine Bauteile aller Art werden gefertigt und zusammen mit elektronischer Mess- und Regeltechnik zu funktionsfähigen Einheiten montiert. So entstehen clevere Maschinen und Geräte für beispielsweise die Fertigung und Messung. Dafür braucht man eine ruhige Hand und solides Wissen in Mathe und Physik. Und auf IT-Erfahrung kommt es an. Neben der klassischen Metallbearbeitung durch Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen und Stanzen wird an computergesteuerten Werkzeugmaschinen gearbeitet. Bei jedem Bauteil genau zu messen, ist das A und O im Maschinenbau.
Ein überzeugter Nicht-Raucher bei JTI – beim größten Arbeitgeber in Trier
Niklas Meyer, 24, ist Best-Meister der Feinwerkmechanik, einer, der liebt, was er macht. Bei JTI in Trier sorgt er in der Tabakaufbereitung dafür, dass die Produktion am Laufen bleibt. Was er - überzeugter Nicht-Raucher - da im Fachbereich Instandhaltung macht? „Maschinen und Werkzeuge müssen eingerichtet, instandgesetzt und gewartet werden. Dazu gehört das Wechseln von Kugellagern, das Schweißen von defekten Konstruktionen, Vorrichtungen anzufertigen und natürlich immer daran zu arbeiten, die Prozesse noch besser zu machen.“ Weil sein Cousin bei JTI in Trier in der Diedenhofener Straße seine Ausbildung angefangen hat und ihm vom guten Arbeitsklima im Haus erzählte, entschied sich der Sohn von selbstständigen Handwerker-Eltern (der Vater hat eine Schreinerei, die Mutter einen Zimmerer- und Dachdeckerbetrieb) in Preist/Orenhofen in der Verbandsgemeinde Speicher, kurzerhand für ein Praktikum beim Tabakkonzern, dem größten Arbeitgeber der Stadt. Im Trierer Werk werden jährlich über 50 Milliarden Zigaretten produziert, die in Deutschland und vielen weiteren Ländern vertrieben werden.
Was es bedeutet selbstständig zu sein und nie Zeit zu haben
Er hätte auch bei Vater oder Mutter im Betrieb einsteigen können, aber er habe von klein auf erlebt, was es bedeute, selbstständig zu sein und nie Zeit zu haben. „Das wollte ich so nicht leben. Also begann ich nach dem Praktikum mit der Ausbildung bei JTI zum Industriemechaniker und konnte die Lehre, weil ich ganz gut war, von dreieinhalb auf drei Jahre verkürzen.“ Und danach wusste er: Jetzt auf in die Meisterschule! „Ich habe mich für den Handwerksmeister entschieden, weil ich den praktischen Teil mit drin haben wollte, denn nicht alles, was man auf Papier plant, funktioniert im Endeffekt an der Maschine. Jetzt bist Du noch im Lern-Flow, habe ich mir gesagt, und dann startest Du früh mit dem Meister in Dein Berufsleben.“ Was eine gute Entscheidung war. Während der Meisterausbildung nämlich habe er Kollegen erlebt, die sich, weil älter und mit Familie, viel schwerer taten, sich in ihrer freien Zeit mit Theorie, fachspezifischer Software und der Erstellung von Kalkulationen und Angeboten zu beschäftigen.
Die Meister-Ausbildung – eine Herausforderung für sich
Auch für Niklas Meyer war die Meister-Ausbildung eine Herausforderung. Sich nach der Früh-, Spät- oder Nachschicht aufzuraffen und samstags sowie zweimal in der Woche abends konzentriert dabei zu sein, sei nicht immer einfach gewesen. Sein Arbeitgeber habe ihm die Möglichkeit gegeben, mit seinem Kontingent von fast 300 Überstunden, addiert mit Bildungsurlaub vom Staat, die zeitliche Grundlage für seinen Meisterkurs zu schaffen, sprich die Spätschicht zu meistern und die Freitag Nachschicht vor dem Samstag-Unterricht fallen lassen zu können. „Den Meister habe ich für mich gemacht. Ich bin sehr zufrieden, da, wo ich zurzeit bin. Aber ich möchte mich in Zukunft auch weiterentwickeln!“
Ein dicker Ordner mit Datenblättern, Bedienungs- und Betriebsanleitungen
Das Anfertigen seines Meisterstücks, eine Bandsäge bauen, sei eine große Herausforderung gewesen, weil man die Teile dafür nicht in der Handwerkskammer Trier machen konnte. „Durch einen guten Kollegen, der auch den Meister mit mir gemacht hat, habe ich die Möglichkeit gehabt, nach Feierabend bei der Firma Becker Michels in Trierweiler meine Teile in der Ausbildungswerkstatt zu fertigen. Dies war mir eine Riesenhilfe, da der Maschinenpark dort auf demselben Stand ist wie der in der Handwerkskammer.“ Ein dicker Ordner mit Datenblättern, Bedienungs- und Betriebsanleitungen, Zeichnungen von jedem kleinsten Teil der Bandsäge, mit Toleranz-Berechnungen und CAD Programm Zeichnungen wird ihn wohl immer an den schwersten Teil seines Meisterkurses erinnern.
Endlich wieder Zeit den Oldtimer-Schlepper zu restaurieren
„Es ist geschafft“, lacht Niklas Meyer. „Und ich bin glücklich, habe endlich wieder Zeit, mit meinem Vater Oldtimer-Schlepper zu restaurieren. Das Glanzstück in unserer Sammlung ist ein Lanz Bulldog von 1954.“
Wie es bei Pascal Diehl Klick machte… und zweieinhalb Jahre die Meisterschulbank drückte
„Eigentlich habe er immer Maurer werden wollen. Schon als kleiner Knirps war er mit dem Papa, selbst Maurermeister, am liebsten auf Baustellen und hat mitgeholfen, was das Zeug hielt. Sein Vater aber habe ihm stets gesagt, dass der Beruf zwar schön, aber auch verdammt schwer sei, nicht gerade das, was die Knochen fürs Alter schone. Er solle doch lieber einen Bürojob ergreifen. Also absolvierte Pascal Diehl aus Malbergweich im Eifelkreis Bitburg-Prüm die Schule, machte das Fachabitur an der BBS Wirtschaft Trier und visierte den Bauingenieur an. Während des Praktikums bei Metzinger Bau in Bitburg hat es dann Klick gemacht. „Ich habe gemerkt, dass das alles nix für mich ist. Ich bin kein Büromensch. Ich bin ein Schaffer, gehöre nach draußen auf die Baustelle!“ Zielstrebig machte er daraufhin seine Lehre bei der Bauunternehmung Kläs in Irrel, konnte von drei Jahren auf zweieinhalb Jahre verkürzen und schloss die Meisterausbildung als Maurer und Betonbauer gleich an.
Der Meisterkurs verlangte ihm einiges ab
Ja, stressig sei das Ganze schon gewesen. Der praktische Teil mit dem Mauern von verschiedenen Bauwerken und Bögen, dem Anfertigen von Sichtmauerwerk, Fugentechniken und der Verbandslehre, das alles sei ihm leicht von der Hand gegangen. „Doch die wirklich umfangreiche Theorie – von der Baukonstruktion über die Bauphysik, die Auftragsabwicklung, Betriebsführung und -organisation –hat mir schon einiges abverlangt“, bekennt der 28jährige. „Ich war einfach nur froh, als alles endlich fertig war und ich den Meister in der Tasche hatte! Dass ich als Bester abgeschlossen habe, das hat mich natürlich auch sehr gefreut!“ Denn just, als er in den letzten Prüfungsvorbereitungen war, wurde sein kleiner Sohn Matheo geboren. Und für den dann endlich Zeit zu haben, das sei einfach nur schön gewesen.
Renovierungsarbeiten eines Bauernhauses für seine kleine Familie
Als Polier ist Pascal Diehl weiterhin bei der Bauunternehmung Kläs tätig („Wir haben ein ganz tolles Team!“) und ist in Bitburg, Trier und Luxemburg auf Baustellen von Ein- und Mehrfamilienhäusern unterwegs. Da teilt er seine Leute ein, bestellt Material, kontrolliert, dass alles läuft und packt selbstverständlich auch mit an. „Mauern, das mache ich am liebsten. Da sieht man, was man gemacht hat.“ Derzeit renoviert er für seine kleine Familie ein Bauernhaus, und die Arbeit geht ihm da nicht aus. „Aber ich liebe das Schaffen ja und alles, was man gerne macht, geht einem auch gut von der Hand.“ Und sein Vater? Pascal Diehl lacht. „Der freut sich, dass ich als Maurer in meinem Beruf glücklich bin.“
Mit dem Videorecorder fing bei Björn Schröter alles an…
Mit dem Videorecorder zuhause hat es eigentlich angefangen. Als der seinen Geist aufgab, entschloss sich der 13 Jahre alte Björn Schröter kurzerhand, das gute Teil auseinanderzubauen und so lange daran zu tüfteln bis der Recorder wieder lief. Zu Weihnachten gab es dann den ersten Kosmos Elektrobaukasten und als Papa ihm als Schüler vorschlug, doch einmal ein Praktikum bei Elatec in Konz zu machen, da war der Weg klar: „Ich wollte Elektrotechniker werden und eines Tages einmal bei Elatec arbeiten.“ Am Firmenstandort im Gewerbegebiet Konz-Könen werden Schaltanlagen für verschiedenste Anwendungsfälle in den Bereichen Stromerzeugung und Stromverteilung entwickelt und gefertigt. Elatec gilt als Innovationsführer für Mittelspannungsschaltanlagen, der komplexe Entwicklungsprojekte für namhafte Global Player der Elektroindustrie weltweit umsetzt.
Das ständige Unterwegssein kann anstrengend sein
Und so machte Björn Schröter von 2009 bis 2012 hier seine Lehre, wurde übernommen und arbeitete zunächst in der Montage. Was bedeutete: Er war von montags bis freitags unterwegs, deutschland- und europaweit. An Einsätze in der Schweiz und in Island erinnert er sich gerne, dennoch zehrte das ständige Unterwegssein an ihm. „Ich entschloss mich, meinen Meister zu machen und arbeitete ein Jahr lang im Bereich der Endprüfung. Ein Job im Büro und in der Fertigung. Irgendwie fehlte mir dann doch das Rausfahren und ich ging zurück in die Montage, hier jetzt zuständig für den Bereich Service/ Störungen. Das bedeutet für mich, ich bin sowohl im Büro wie auch beim Kunden vor Ort. Eine perfekte Kombination.“
Erlerntes aus der Meisterschule im Betrieb anwenden
2019 begann er mit dem wirtschaftlichen und rechtlichen Teil der Meisterausbildung, im Jahr darauf folgte die Fachpraxis und -theorie. „Herausfordernd an der Planung war, dass ich an den Schultagen meine zu betreuenden Baustellen in die Nähe zu legen versuchte. Das war etwas Stress, aber es hat geklappt und ich war eigentlich immer pünktlich im Unterricht“, erinnert er sich schmunzelnd. Und: „Die Meisterausbildung ist sehr gut gelaufen, vor allem, weil ich vieles aus der Meisterschule gleich im Betrieb anwenden konnte.“
Nach dem Meister geht es weiter
Wie es für ihn nun weitergeht? „Mein Ziel ist es, den Bereich Störungen/Service weiter auszubauen, um dem Kunden noch mehr anbieten zu können. Ich denke da an Inspektion und Wartung, an Instandhaltung und Prüfung der in Betrieb befindlichen Anlagen, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten. Oder auch an Ausbaumaßnahmen, wie dem Ausbau von Reservefeldern, um dem erhöhten Strombedarf entgegenzuwirken, und auch an Umbaumaßnahmen, beispielsweise von Bestandsanlagen für den sich ändernden Stromfluss durch die Energiewende mit erneuerbaren Energien wie beispielsweise Windkraft.
Elektrotechnik anschalten und Stromfresser ausschalten
Und wie entspannt sich ein Best-Meister der Elektrotechnik, wenn er frei hat. Björn Schröter lächelt. „Ich automatisiere derzeit mein Zuhause, um die Stromkosten im Auge zu haben und die Stromfresser abzuschalten. Ich programmiere das Raumklima und die Beschattung, um bei den Heizkosten sparen zu können. Zudem steuere ich das Licht, Steckdose und Musik. Kurz gesagt: Ich verbinde Alexa mit Homematic. Und da habe ich noch eine ganze Weile mit zu tun!“
Nadine Knobloch hätte nie gedacht, den Friseurmeister zu machen
Eigentlich wollte sie Visagistin werden. Aber vor mehr als 20 Jahren ging das nur mit einer Friseur- und Kosmetikausbildung. Also entschloss sich die aus Kasel im Ruwertal stammende Nadine Knobloch, zunächst einmal mit der Friseurausbildung zu beginnen. „Und die hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin. Es ist einfach das, was ich liebe und schon früher mit meinen Puppen und später meinen Freundinnen am liebsten gemacht habe: Frisieren.“ Dass sie nach all den vielen Jahren im Beruf den Meister machen würde, hätte sie nie gedacht.
„Jetzt sitze ich hier, bin Meisterin, Prüfungsbeste.“
„Nein, die Ausbildung zum Meister, die wollte ich nie machen. Mein Fokus lag auf meinem Privatleben. Und da war der Plan, dass ich mir gemeinsam mit meinem Freund etwas aufbauen wollte.“ Doch das Leben läuft eben oft nicht so wie man sich das vorstellt. Die Beziehung ging in die Brüche und aus der geplanten Selbstständigkeit wurde nichts. „Ein guter Freund hat mich dann angeschubst und mich ermutigt, endlich meinen Meister zu machen“, erzählt die 34 Jahre alte Nadine Knobloch während wir in der kleinen Kaffeeküche im Salon sitzen. „Gott sei Dank hat er das getan. Jetzt sitze ich hier, bin Meisterin, Prüfungsbeste. Und das trotz meiner immensen Prüfungsangst.“ Da muss sie selbst lachen, schüttelt den Kopf und freut sich riesig über den Erfolg. Seit 19 Jahren arbeitet Nadine Knobloch mit dem Trierer Friseurmeister Kai Weinand zusammen. Und als der sich 2007 in der Sichelstraße in Trier selbstständig gemacht hat, da ist sie kurzerhand mit ihm gewechselt. „Ich hatte immer so viel Glück mit den Menschen, mit denen ich arbeiten konnte. Wer erfolgreich arbeiten möchte, der muss sich wohlfühlen. Im Team wohlfühlen.“
Ständige Fortbildungen und neue Trends
Ihre Lehre hat sie bei Klaus Müller Friseur am Nikolaus-Koch-Platz absolviert und ist dann zur „Cutting Crew“ von Müller in die Fleischstraße gewechselt. „Klaus Müller und mein damaliger Zweit-Chef Kai Weinand haben mir so viel beigebracht, viel Geld in meine Ausbildung gesteckt, in Workshops und Seminare, die ich besuchen konnte. Dafür bin ich sehr dankbar. Gerade im Friseurberuf muss man sich ständig fortbilden, neue Techniken und Trends kennenlernen.“ Das alles und ihre 19 Jahre Berufserfahrung haben sich natürlich im Meister-Kurs ausgezahlt.
Trotz Prüfungsangst ein gutes Gefühl dank engagierten Prüferinnen
Die Theorie ist ihr nicht schwergefallen, dennoch hatte sie riesige Angst, in der Praxis bei der Prüfung zu versagen. „Am Tag selbst war ich ein zitterndes Wrack, aber meine super engagierten Prüferinnen und Dozentinnen, allen voran Silvia Kemmer und Lydia Peters, haben mir vom ersten Augenblick an ein gutes Gefühl gegeben. Und dann hab ich es durchgezogen.“
Als Friseurmeisterin ist Nadine Knobloch Spezialistin für Pagenköpfe, Great Lengths und Foliensträhnen. Haare zu schneiden, das liebt sie. Das ist das Kürprogramm. Einlegen und Dauerwelle gehören eher zum Pflicht-Teil. „Aber eigentlich gibt’s nichts, was ich nicht gerne mache.“ In ihrer Freizeit entspannt sie sich im Fitness-Studio, mit ihren Freunden und der Familie, mit Musik und bei Konzerten und mit Fußball, ihrer großen Liebe zum 1. FC Kölle.
Wie der Vater, so der Sohn – Meister als Kfz-Mechaniker
„Ich bin quasi von der Muttermilch an mit Autos, Motoren und Schlosserarbeiten großgeworden“, sagt der sympathische Jungmeister grinsend. Mit Opa Willi und Papa Joachim hat er schon als kleiner Bub am liebsten unter Autos gelegen und geguckt, wo was zu schrauben und zu werkeln ist. Und während andere kleine Jungs sich über Lego freuten, wollte Yannik nichts anderes als eine Schaffhose. So wie die von Opa und Papa. Ewas anderes als in der Familien-Kfz-Werkstatt zuhause in Rhaunen im Hunsrück zu arbeiten, kann sich Yannik Gaß gar nicht vorstellen. „Und da war es von Anfang an klar, dass ich nach der Lehre meinen Meister als Kraftfahrzeugtechniker mache, so wie auch Opa Willi Schlossermeister und Kfz-Meister ist und Papa Joachim den Meister als Kfz-Mechaniker hat, außerdem noch stellvertretender Innungs-Obermeister ist und über zehn Jahre Lehrlingswart war.“ Will heißen: Auto-Technik Gaß in der vierten Generation weiterführen und mit Stolz den über 75 Jahre alten Familienbetrieb in die Zukunft führen und weiterentwickeln.
Dank der Dozenten hat die ganze Klasse durchgehalten
Die Zeit der Meisterausbildung sei ganz schön hart gewesen und habe ihn geschlaucht. „Zwei bis drei Mal die Woche abends nach einem langen Arbeitstag in der Werkstatt nach Trier zur Handwerkskammer fahren, hin und zurück immerhin 150 km, plus samstags, das war eine Herausforderung“, bekennt Yannik Gaß, zumal in der Corona-Zeit mit allen Einschränkungen, die auch der Unterricht und das Time-Management an sich mit sich brachte. Doch Dank der Dozenten Frank Scholer und Thomas Wagner haben beide Klassen mit je 30 Leuten durchgehalten. „Die beiden waren in der Lehre so richtig gut und haben uns souverän durch die Theorie geführt. Dozenten, wie man sie sich wünscht. Sie haben den Kurs vor dem Abbruch bewahrt.“
„Gut, dass wir es erfolgreich beendet haben.“
Begonnen hat der 25 Jahre alte Yannik Gaß seine Meisterausbildung bei der Handwerkskammer Koblenz 2019, wo er die Teile 3 und 4 inklusive Ausbilderschein ablegte. Nach der Prüfung in Lahnstein entschieden sich Yannik und vier weitere Meisteranwärter den Rest der Ausbildung mit Fachpraxis (u.a. Diagnose, Elektrotechnik, Mechanik und wichtige Scheine zum Umgang mit Airbags, Klimaanlage, Hochvolt 2 sowie die Durchführung der Abgasuntersuchung) und Theorie (u.a. Elektrotechnik, Otto- und Dieselmotor mit Hauptbestandteil Abgas, Mechanik, Komfortsysteme, Bus-Systeme und Assistenzsysteme) in Trier bei der Handwerkskammer zu absolvieren. „Gut, dass wir das zusammen durchgezogen haben und gut, dass wir es erfolgreich beendet haben.“
Yannik Graß´s Steckenpferd: Fehlersuche in der Elektrik
Was er am liebsten mache? „Mein Steckenpferd ist die Fehlersuche bei der Elektrik“, sagt der frischgebackene Meister. „Wir haben zwar ein Diagnosegerät mit Hochvoltmessstation und Datenbank, das uns grob sagt, wo was im Argen liegt, aber dann beginnt eigentlich erst die Suche, die Detektivarbeit. Und das macht Spaß!“
„Mein Traum ist ein Audi-Urquattro“
So wie es dem echten Hunsrücker Jung auch Spaß macht, alte Autos aufzubauen. Einen 3er BMW, E-30 Cabrio, Baujahr 1989, hat er bereits aufgebaut und einen 1983er Ascona in pop-orange. „Mega viel Spaß macht es mir, mit unserem 50 Jahre alten Opel Blitz, den mein Uropa, Opa und Vater gemeinsam aufgebaut haben, abschleppen zu fahren.“ Und: „Mein Traum ist ein Audi-Urquattro“, lacht der 25jährige, der in seiner Freizeit am liebsten Fußball spielt oder sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. „Aber, ob ich den je bekomme, steht in den Sternen. Ich bin jedenfalls ein ganz großer Audi-Fan, habe ja auch in Idar-Oberstein in einem großen Audi-Autohaus gelernt. Und bis es dann mit dem Audi-Urquattro was wird, steht Yannik Gaß mit Papa Joachim liebend gerne jeden Tag in der heimischen Kfz-Werkstatt, die zum „1a autoservice-Netzwerk“ gehört und mit ihrem breit gefächerten Angebot weit über die Grenzen der Region beliebt ist.
Fragen über Fragen
Soll ich noch schnell eine Ölheizung einbauen? Kann ich meine neue Gasheizung behalten? Wie teuer würde eine Hybridlösung, um mein Häuschen künftig zu beheizen? Fragen über Fragen, mit denen Installateur- und Heizungsbauer derzeit überschwemmt werden. So auch Maximilian Birk aus Trier-Zewen. Die Wärmewende soll den Verbrauch fossiler Brennstoffe in Deutschland drastisch reduzieren. Der Einbau von neuen Öl- und Gasheizungen in Wohngebäuden soll verboten sein, jährlich sollen in Deutschland 500.000 Wärmepumpen installiert werden…
„Mich hat das schon als Kind irre fasziniert
Herrliche Zeiten für Installateur- und Heizungsbauer, sollte man denken. Maximilian Birk schmunzelt: „Was die Leute sich vorstellen, ist das eine. Was möglich ist, das andere. Wir haben derzeit viel zu beraten. Unsere Terminkalender sind proppenvoll.“ Das aber macht dem 25jährigen aus Trier-Zewen gar nichts aus. Mit Stress kann er gut umgehen. Er scheint die Ruhe selbst zu sein. „Ich liebe meinen Job, wollte nie etwas anderes machen.“ Kein Wunder. Schließlich ist er schon als ganz kleiner Knirps mit Papa Volker mitgefahren, um sich um Heizung und Sanitär zu kümmern. Volker Birk hat vor 20 Jahren seinen Meister gemacht, im ersten Kurs der Handwerkskammer Trier, bei dem Heizung und Sanitär zusammengelegt wurde. „Mich hat das schon als Kind irre fasziniert“, erzählt Maximilian, während er einen kritisch analytischen Blick aufs Display der neueingebauten Wärmepumpe wirft. „Technik hat ihren Reiz, weil es immer etwas Neues gibt, weil der Beruf so vielseitig ist.“
Um den Meister zu machen wird viel Disziplin gefordert
Schon als Kind habe er mit seinem Plastikbohrer neben Papa gestanden und sehnsüchtig auf den Moment gewartet, da er endlich in die kleinste Größe einer Strauss-Arbeitshose passen würde. Der Moment kam. Die Arbeitshose ist geblieben. Für Maximilian war klar, dass er nach der 10. Klasse am Humboldt-Gymnasium Trier seine Ausbildung bei einem Heizungs- und Sanitärunternehmen in Trier-Zewen starten würde. 2018 hat er als Prüfungsbester die Gesellenprüfung abgelegt und konnte sich im Rahmen der Begabtenförderung der Handwerkskammer Trier über ein Weiterbildungsstipendium freuen. „Das habe ich gleich drangehangen und meinen Meister gemacht.“ Coronabedingt lief das erste Halbjahr online, was für ihn nicht so schlimm war, ging es doch eher um die trockene Materie der Betriebsführung. Und ja, den Meister zu machen, erfordere schon viel Disziplin. „Ich habe richtig viel gebüffelt. Ich wollte ja keine Ehrenrunde einlegen. Und Verordnungen, davon gibt es bei uns eine ganze Menge, muss man nun einmal auswendig lernen.“
Mit neuster Technik Entkernen und Sanieren
Jetzt, da er fertig, und auch im Meisterkurs wieder Prüfungsbester geworden ist, da fühlt sich die neue Freiheit super an. Endlich. Endlich wieder Zeit, Freunde zu treffen, Eishockey und Formel 1 zu gucken. Maximilian schmunzelt erneut: „Ich brauche allerdings immer etwas zum Wuseln, habe in der Ausbildung ein Haus gekauft, dieses komplett entkernt und saniert!“ Mit neuester Technik, versteht sich doch von selbst.
Die Entscheidung: Ausbildung oder doch Schule?
Dass einer Diplom-Ingenieur ist, seit 15 Jahren als Projektingenieur im Anlagenbau arbeitet und dann seinen Meister als Zimmerer macht, das kommt eher selten vor. Wenn überhaupt. Der 42 Jahre alte Sascha Priesnitz aus Lebach im Saarland ist ein solch rares Musterexemplar. Seine Biographie: unkonventionell. Außergewöhnlich.
„Na ja, immerhin habe ich ja Zimmerer gelernt, von 1998 bis 2001 meine Ausbildung in einer kleinen Firma in Lebach gemacht und mich nach der Gesellenprüfung gefragt: Will ich das weitermachen? Oder gehe ich noch einmal zur Schule?“ Er entschied sich für die Schule, absolvierte zuvor noch seinen Zivildienst bei den Hochwaldkliniken Weiskirchen und machte schließlich sein Fach-Abi. „Eigentlich wollte ich Architektur studieren, aber ein Info-Tag auf dem Umwelt-Campus Birkenfeld hat mich für die Verfahrenstechnik begeistert“, erzählt Sascha Priesnitz. Technische Anlagen zu planen und zu optimieren, für eine effiziente Produktion zu sorgen und die Kosten im Auge zu behalten – das hatte seinen Reiz. „Irgendwie ist das wie im Handwerk. Man sieht Fortschritt, man plant, erlebt, wie was entsteht.“ Und so ging er nach dem Abschluss als Diplom-Ingenieur erst einmal nach Würzburg. „Aber ein Saarländer kommt immer zurück“, grinst er beim Gespräch. Und so sei er als Projekt-Ingenieur schließlich in St. Wendel gelandet, bei einem der ganz großen Industrieunternehmen des Landes, wo er sich seit mehr als 10 Jahren mit dem Aus- und Umbau von verfahrenstechnischen Anlagen im Werk beschäftigt.
Vor acht Jahren hat es Klick gemacht
„Und dann habe ich vor acht Jahren angefangen, ein Haus zu bauen. Da hat es Klick gemacht. Obwohl ich dachte, meine handwerklichen Fähigkeiten wären in all den Jahren flöten gegangen, musste ich feststellen, das lief bestens. Weit mehr als das. Es hat mir so richtig Spaß gemacht, wieder handwerklich zu arbeiten.“
„Ohne meine Frau wäre das alles so nicht gelaufen.“
Als er seiner Frau erzählte, dass er seinen Meister als Zimmerer machen wolle, da habe sie ihn zunächst für verrückt erklärt, ihn aber dann mit vollen Kräften unterstützt. „Ohne meine Frau wäre das alles so nicht gelaufen.“
Zuhause wird geübt und gesägt, was das Zeug hält
Der Meisterkurs bei der Handwerkskammer Trier lag terminlich günstig: freitagabends und samstags. „Das konnte ich gut mit meinem Job vereinbaren. Ich war zwar der Zweitälteste im Kurs, habe mich aber unter all den jungen Leuten pudelwohl gefühlt.“ Die Theorie lief dank seiner Vorausbildung gut. „Im praktischen Teil musste ich richtig ranklotzen! Abends wurde zuhause geübt, gesägt, was das Zeug hielt, Modelle gebaut.“ Sein Meisterstück: eine ungleichgeneigte Kehlecke mit schrägem Kehlaufschiebling und diversen schrägliegenden Schiftern – eine Konstruktion, die man so nicht alle Tage sieht.
Der Meister hat sich gelohnt – Diplom-Ingenieur und Zimmerermeister
Ja, die Zeit des Meisterkurses sei ganz schön taff gewesen und auch der Abschluss, die drei letzten Prüfungen von zwei, drei und sechs Stunden innerhalb von acht Tagen, habe einem schon einiges abverlangt. „Aber es hat sich gelohnt. Jetzt bin ich Diplom-Ingenieur und Meister!“ Technik und Handwerk vereint. Was er nun damit machen wird? Sascha Priesnitz lächelt vielsagend: „Mal sehen, was die Zukunft bringt."
Die neuen Lehrgänge starten im Januar 2024! Weitere Informationen zu den Meisterkursen finden Sie hier.