Bundesweit einzigartiges ProjektDer neue Campus Handwerk
Campus Handwerk ist das größte Bauprojekt der Handwerkskammer Trier seit deren Bestehen (1900). Der Bau des neuen Bildungszentrums der Handwerkskammer am Standort in Trier-Nord dauerte insgesamt sieben Jahre (2015 – 2022). Die Mühe hat sich gelohnt: In Trier steht das bundesweit erste Bildungszentrum einer Handwerkskammer im Passivhausstandard! Damit ist Campus Handwerk zugleich Vorreiter und Modellversuch für baufällige Einrichtungen anderer Handwerkskammern im Bundesgebiet. Auf diese Leuchtturmfunktion mit überregionaler Ausstrahlungskraft ist die Handwerkskammer Trier sehr stolz. Die Kammer hofft, dass das Projekt viele Nachahmer findet.
Entscheidung: Neubau oder Sanierung?
Der Vorgängerbau, das in den 60-er bis 70-er Jahren entstandene Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) in der Loebstraße 18, wurde im Laufe der Zeit zusehends baufällig. Bereits zur Jahrtausendwende zeichnete sich ab, dass das BTZ früher oder später saniert oder erneuert werden muss. Zugleich wurde der demografische Wandel auch im Handwerk spürbar, denn seit Jahren gehen die Lehrlingszahlen zurück. So stand die Handwerkskammer vor der Frage: neu bauen oder sanieren? Eine tragfähige Lösung musste her! Eine Vergleichsanalyse der Kosten ergab, dass ein Neubau wirtschaftlich sinnvoller ist als die umfangreiche Sanierung und Modernisierung des alten Bildungszentrums. Zugleich galt es, einen zeitgemäßen Spagat hinzulegen und die Dimensionen des Neubaus den künftigen Entwicklungen auf dem Ausbildungsbedarf anzupassen. Auf der einen Seite stagnieren die Ausbildungszahlen, auf der anderen Seite braucht das Handwerk dringend Fachkräfte.
Ziel: Ausbildung auf höchstem Niveau
Nach wie vor ist die Qualifikation im Handwerk die Grundlage für die erfolgreiche Arbeit der Betriebe. Im Mittelpunkt stehen die Lehrlinge! Daher stand beim Neubau die Gewährleistung von drei Zielen bei der Planung ganz weit oben:
- die hochqualifizierte Ausbildung von Fachkräften
- mit neuester Ausstattung
- in einem energetisch einzigartigen Berufsbildungszentrum
Gestaltung: funktional und energieeffizient
Die Zweckmäßigkeit stand bei der Gestaltung des Neubaus somit im Vordergrund. Also galt es, den Neubau funktional zu gestalten, mit Augenmaß zu planen und umzusetzen. Zudem wurde beim Neubau das Anliegen der Landesregierung unterstützt, das Gebäude im Passivhausstandard zu errichten. Schließlich erfordern Klimawandel und derzeit explodierende Energiepreise energieeffizientes Bauen. Und in dieser Frage bietet gerade das Handwerk praktikable Lösungen an!
Energiebedarf minimal, Raumausnutzung maximal
Die Gebäudetechnik spielt eine große Rolle und ist in die Architektur integriert. Passive energetische Maßnahmen wurden mit aktiven Maßnahmen energieeffizienter Gebäudetechnik kombiniert. Durch dieses ganzheitliche Konzept lässt sich der Energiebedarf auf ein Minimum reduzieren.
Einsparpotenzial bietet auch das Raumkonzept: Nicht nur durch den demografischen Wandel bedingt, sondern auch wegen der Konzentration auf die Kerngeschäfte der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung wird der Raumbedarf künftig geringer sein. Aus diesen Gründen ist der rund 10.000 Quadratmeter große Neubau im Vergleich zum Vorläufer kleiner gehalten. Um den Bedürfnissen der einzelnen Gewerke Rechnung zu tragen, hat die Handwerkskammer Trier bei der Planung auch ihre Belegschaft, das Ehrenamt der Kammer und die Innungen miteinbezogen.
Finanzierung: Zum Großteil öffentlich gefördert
Die förderfähigen Kosten des Gesamtvorhabens inklusive Ausstattung belaufen sich auf rund 44 Millionen Euro. Den Löwenanteil – fast drei Viertel – hat die öffentliche Hand übernommen:
- 18,5 Millionen Euro – Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
- 10,2 Millionen Euro – Land Rheinland-Pfalz
- 2,6 Millionen Euro – Land Rheinland-Pfalz für Passivhausstandard, Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
- 12,5 Millionen Euro – Eigenanteil der Handwerkskammer Trier
Optimal: 10.000 Quadratmeter Nutzfläche
In den modernen Werkstätten bildet die Handwerkskammer Trier den Fachkräftenachwuchs zeitgemäß und praxisnah ergänzend zur betrieblichen Lehre aus. Denn nicht alle Betriebe können High-Tech-Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Damit aber jeder Lehrling auf dem höchsten Niveau ausgebildet wird, unterstützt die Handwerkskammer sie mit überbetrieblichen Kursen in lichtdurchfluteten und mit neuester Technik ausgestatteten Räumen. Lehrlinge und angehende Meister lernen in angenehmer Atmosphäre und gesundem Raumklima. Campus Handwerk bietet
- 10.000 qm Nutzfläche
- 26 Werkstätten
- Unterrichts-, Konferenz- und Schulungsräume (jeweils 100-320 qm)
- 412 Werkstattplätze
- 182 Unterrichtsplätze
- Mensa im 1. OG (ca. 350 qm)
Im neuen Bildungszentrum bleibt das Bildungsangebot in den gewohnten Handwerken aufrechterhalten:
- Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik
- Elektrotechniker
- Fahrzeuglackierer
- Friseure
- Karosseriebauer
- Kfz-Mechatroniker
- Maler und Lackierer
- Metallbauer
- Raumausstatter
- Schilder- und Lichtreklamehersteller
- Tischler
- Zahntechniker
Aber auch die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer der Handwerkskammer-Akademie profitieren vom Unterricht in dem energieeffizienten und multifunktionellen Gebäude, darunter angehende Meister in elf Gewerken.
Zukunftsorientiert: Gewerkeübergreifende Ausbildung
Zugleich leistet Campus Handwerk als Demonstrationsobjekt gute Dienste: Mancher Lernstoff lässt sich direkt an der Gebäudehülle vermitteln. Das ist besonders für Lehrlinge angehende Meister aus den Bau- und Ausbauberufen interessant. Praxisnäher geht es nicht! Darüber hinaus ist vorgesehen, neue Handwerksbereiche wie erneuerbare Energien und Elektromobilität zu fördern. In der zukunftsfähigen Bildungseinrichtung sollen außerdem verschiedene Gewerke zusammenwachsen – etwa solche, die in den Bereichen Wärmepumpe und Brennstoffzelle arbeiten. Die HWK Trier hat darüber hinaus das Lehrangebot für das Zahntechnikerhandwerk in Rheinland-Pfalz ausgebaut. So ist unter dem Dach von Campus Handwerk ein landesweites Dentalbildungszentrum entstanden.
Frühjahr 2022: Ein neuer Name und …
Die Grundsteinlegung mit Einsegnung fand bereits im Dezember 2019 statt. Pandemiebedingt musste die Handwerkskammer Trier die offizielle Eröffnung ihres neuen Bildungszentrums dann zweimal verschieben. Unterdessen hat sich die Handwerkskammer Trier dafür entschieden, den herkömmlichen Namen „Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ)“ aufzugeben und das innovative Gebäude zeitgemäß in „Campus Handwerk“ umzubenennen. Denn eine derart moderne Ausbildungsstätte braucht einen richtungsweisenden Namen, der das technisch hohe Niveau moderner Handwerksberufe widerspiegelt. Und die Botschaft: Im Handwerk kann man es sehr weit bringen! Die Umbenennung spielt auch darauf an, dass die handwerkliche und die akademische Ausbildung mittlerweile als gleichwertig gelten: „Meister = Bachelor“!
… endlich die offizielle Eröffnung!
Nach zwei vergeblichen Anläufen ist Campus Handwerk nun auch offiziell eröffnet. Unter dem Motto „Faszination Handwerk“ hat die Handwerkskammer Trier vom 9. bis 15. Mai gezeigt, wie modern und vielseitig das Handwerk ist und welche beruflichen Chancen es jungen Menschen eröffnet. Bei der Eröffnungsfeier am 13. Mai waren neben vielen anderen Persönlichkeiten auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt, ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke und BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser zu Gast.
Das Programm von „Faszination Handwerk“ finden Sie hier.
Fotos von der Eröffnung, der Auftaktveranstaltung „Sommer der Berufsausbildung“, vom Tag der offenen Tür und weiteren Veranstaltungen der Festwoche finden Sie hier. Von der Eröffnung und der Auftaktveranstaltung „Sommer der Berufsausbildung“ ist in unseren Bildergalerien auch jeweils ein Video abrufbar.