HWK-Projekt gibt neugegründeter Kammer in Kasachstan Starthilfe bei Aufgaben im AusbildungsbereichDuale Ausbildung in Kasachstan eingeführt
In Kasachstan wird derzeit die duale Berufsausbildung eingeführt. Die HWK hat daran einen wesentlichen Anteil: Sie hat die neugegründete Nationale Unternehmerkammer (NUK) Kasachstans in den letzten drei Jahren dabei unterstützt. Vor allem ging es in dem vom Bund geförderten Projekt darum, Ausbilder bereitzustellen und so den Praxisanteil zu erhöhen. Das ist gelungen: Der Unterricht in den verantwortlichen Berufsfachschulen ist jetzt inhaltlich verbessert und praxisorientierter. Das kasachische Erziehungsministerium ist nun dabei, die Maßnahmen landesweit einzuführen.
Deutsche und kasachische Bildungs-experten haben gemeinsam sieben Berufsbilder aus den Bereichen Tischler, Metall und Gastronomie an kasachische Verhältnisse angepasst. In Schule und Betrieb wurden „Handlungsorientierung“ und „praktischer Arbeitsauftrag“ eingeführt und trainiert. Kasachische Experten lernten auf Delegationsreisen das deutsche System kennen. Dabei vernetzten sie sich untereinander: auf der politischen, schulischen, Verbands- und Unternehmensebene.
Die HWK führte die Ausbildereignungsprüfung in Kasachstan ein. So sind auch betriebliche Ausbilder auf ihre neuen pädagogischen Aufgaben besser vorbereitet. Allein in Projektphase II bildete die HWK 50 Ausbilder aus. Acht von ihnen haben sich zu Multiplikatoren weitergebildet. Als Basis für weitere Ausbilderkurse haben sie ein Handbuch entwickelt. Das ist nun der Grundstein für eine Akademie der NUK.
Früher bestand die praktische Ausbildung lediglich in kurzen Betriebspraktika. Heute macht die betriebliche Ausbildung bis zu 80 Prozent der Lehrzeit aus. Ursprünglich waren die Veränderungen nur in Almaty, Astana und Shymkent geplant. Zuletzt beteiligten sich aber noch weitere Regionen. Die Kammer in Almaty hat sogar Kontakte zur kirgisischen Grenzregion aufgenommen, um auch dort die duale Berufsausbildung einzuführen. Das Projekt machte derart Furore, dass das kasachische Fernsehen darüber berichtete. Der 20-minütige Film ist auf Youtube unter http://bit.ly/2rAbIbO zu finden. Um für die duale Berufsausbildung zu werben, werden Ausschnitte daraus öffentlich ausgestrahlt, etwa in Kaufhäusern.
„Wie motiviert und begeistert die kasachischen Projektpartner die Neuerungen umgesetzt haben, ist bemerkenswert“, sagt HWK-Projektleiterin Elfriede Wagner. „Alle Beteiligten haben das Projekt mitgetragen und mitentwickelt. Das war auch ein großer Ansporn für die deutschen Projektpartner und Experten.“ So haben viele HWK-Mitarbeiter Kurse gegeben, Vorträge für kasachische Delegierte gehalten und an der Organisation der Maßnahmen mitgewirkt.
Auch kleinere Veränderungen konnten mancherorts viel bewirken. HWK-Schreinerausbildungsmeister Hans-Werner Lichter nennt ein Beispiel: „Wir konnten zeigen, dass das richtige Hilfsmittel die Arbeitssicherheit an den Maschinen erhöht und außerdem dazu beiträgt, Produkte schneller und sauberer herzustellen. So haben wir gemeinsam eine Zuschnitthilfe für die Kreissäge gefertigt, die bei uns als ‚Fritz und Franz‘ bekannt ist“, berichtet er. „Damit lassen sich Rundhölzer sicher und sauber auftrennen, Schrägzuschnitte durchführen und Dreikantleisten herstellen. Diese Sägehilfe haben alle anwesenden Meister überaus positiv angenommen. Die Anweisungen zum Einsatz haben sie sogar überregional verbreitet.“
Hierzulande hat das Projekt ebenfalls viel Aufmerksamkeit erhalten. Ministerien, Berufsschulen und Betriebe haben die Gäste aus Kasachstan empfangen und ihnen Einblicke in das deutsche System verschafft. Vertreter der Deutschen Botschaft und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben sich ebenfalls anerkennend darüber geäußert. „Wir haben weitaus mehr erreicht als erwartet“, zieht Kammerpräsident Rudi Müller Bilanz. „Mit einer solchen Breitenwirkung hatten wir nicht gerechnet. Als strategischer Ansprechpartner stehen wir unseren kasachischen Partnern weiterhin zur Verfügung.“