Posche-Zentrum mit Ulrich Tegou
HWK: Constanze Knaack-Schweigstill

Lehrling des Monats Von Kamerun nach Trier: Knapp 5.000 Kilometer zur Kfz-Ausbildung bei Porsche

HWK zeichnet Ulrich Jiazet Tegou zum Lehrling des Monats aus  

Ulrich Jiazet Tegou kam 2019 kam aus Kamerun nach Deutschland, um Maschinenbau zu studieren. Aber dann nutzte er die Chance auf eine Ausbildung im Porsche Zentrum Trier – und die läuft seit zwei Jahren auf beiden Seiten bestens. Für das außerordentliche Engagement, die hohe Leistungsbereitschaft und den außergewöhnlichen Werdegang des 33-Jährigen aus Afrika hat die Handwerkskammer Trier ihn jetzt zum Lehrling des Monats ausgezeichnet.  Kammerpräsident Rudi Müller würdigte darüber hinaus das Verdienst des Ausbildungsbetriebs und der Berufsbildenden Schule Gestaltung und Technik Trier.  

Geboren wurde der Kameruner 1990 in Baleveng, rund 250 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Yaoundé. Überraschte Reaktionen von Deutschen wegen seines Vornamens ist er schon gewohnt: „Seit der Kolonialzeit ist der auch in Kamerun gebräuchlich“, sagt der 33-Jährige. In Kaiserslautern wollte er sein in Kamerun begonnenes Maschinenbaustudium fortsetzen, jedoch reichten seine Deutschkenntnisse für die Zulassung nicht aus. Dass es mit dem Studium nichts wurde, hat er nicht bereut: „In der Pandemie hätte ich wahrscheinlich viel online studieren müssen. Und im Grunde wollte ich schon immer Kfz-Mechatroniker werden.“ 

So ging der junge Mann Plan B an und suchte im Internet eine Ausbildungsstelle zum Kfz-Mechatroniker. „Fast 100 Bewerbungen habe ich in ganz Deutschland verschickt“, berichtet er. „Dann bot mir das Porsche Zentrum Trier ein Praktikum an.“ Glück für den jungen Afrikaner – und für das Unternehmen, das seine geplanten Lehrstellen für das Ausbildungsjahr 2021 eigentlich schon vergeben hatte. In einer einwöchigen „Aufwärmrunde“ konnte der motivierte junge Mann jedoch überzeugen und ging im Porsche Zentrum Trier als weiterer Lehrling an den Start.

„Ulrich hat sich im Praktikum prima gemacht“, sagt Geschäftsführer Edmund Weiß. „Fachlich und auch zwischenmenschlich hat alles gepasst. Zum Abschluss hat er eine beachtliche Rede gehalten. Das hat uns sehr beeindruckt hat. Und da wir langfristig Top-Fachkräfte brauchen, konnten wir Ulrich nicht einfach gehen lassen. Wir geben jedem eine Chance, der unser Werteverständnis teilt und ein qualifiziertes Abschlusszeugnis aus der Schule mitbringt.“ Ein mittelmäßiges Grundverständnis für Mathematik sei für den Beruf nicht ausreichend, sagt der Firmenchef: „Kfz-Mechatroniker ist ein enorm anspruchsvoller, fast akademischer Beruf auf dem Niveau eines Technikers oder Ingenieurs.“

Umso mehr freut sich das Porsche Zentrum Trier über seinen ambitionierten Neuzugang aus Afrika. „Ulrich bringt eine sehr gute Vorbildung mit. Er ist mehrsprachig, freundlich und ehrgeizig“, sagt Werkstattleiter Daniel Drosse. „Wir sind mit ihm sehr zufrieden.“ Vor Ausbildungsbeginn musste das Unternehmen noch einige Hürden nehmen, rechtliche Fragen klären und Formalitäten mit der Ausländerbehörde abwickeln. Unterstützung kam von der Handwerkskammer Trier. Aurita Jankauskaite-Lepage hilft dort als Mitarbeiterin der KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz Menschen mit Migrationshintergrund beim Start in die Ausbildung. 

Der Arbeitgeber hat seinem Newcomer den Einstieg erleichtert und unter anderem bei der Wohnungssuche geholfen. „Wir müssen uns nicht nur beim Kunden, sondern auch bei unseren Mitarbeitern empfehlen“, sagt Weiß. „Als attraktiver Arbeitgeber möchte das Porsche Zentrum Trier seinen Fachkräftenachwuchs optimal fördern.“ Mittlerweile ist der angehende Kfz-Mechatroniker im dritten Lehrjahr und wohnt in einer WG. Seine Zwischenprüfung hat er erfolgreich abgelegt.

Ulrich Jiatze Tegou ist glücklich darüber, endlich im Beruf angekommen zu sein: „Die meisten Autos in Afrika sind ältere Modelle. Dementsprechend ist auch die Ausbildung ausgerichtet. In Deutschland ist sie moderner und viel mehr an der Praxis orientiert. Das ist gut, denn ich möchte die bestmögliche Ausbildung zum Mechatroniker machen.“ Die hat er bei Porsche offenbar gefunden: „Ich arbeite in meinem Traumberuf und will in der Branche bleiben. Die Ausbildung bei Porsche ist klasse!“, findet der der Auszubildende. „Das Betriebsklima ist super, alle sind sehr freundlich und hilfsbereit.“

In seiner Freizeit macht er Kung Fu oder gerne auch mal längere Spaziergänge – wenn er nicht gerade online bei seiner Frau Capicine Douanla und seinem kleinen Sohn Hans-Normann ist. Die beiden mussten im Herkunftsland zurückbleiben. Umständehalber schafft der junge Familienvater es nur einmal im Jahr, zu seinen Liebsten nach Kamerun zu reisen. Den nächsten Plan hat die Fachkraft aus Afrika aber schon in der Tasche: Wenn der Kfz-Mechatroniker seinen Gesellenbrief in der Tasche hat, will die kleine Familie in Trier eine neue Heimat finden.



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