Handwerk kommt wieder in Fahrt!
Endlich grünes Licht! Nach sechswöchiger Schließung fiel am 4. Mai der Startschuss für die Wiederaufnahme der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) in den HWK-Bildungszentren. Die Meisterkurse hatten schon zwei Tage zuvor angefangen. Auch die Akademie ist wieder am Start. Prüfungskandidaten können ebenso aufatmen: Bei den meisten Terminen bleibt es wie geplant.
Zum Neustart wurden die Teilnehmer persönlich in den Neubau begleitet. Dieser Baustein ist Teil eines umfangreichen Corona-Konzepts – als Fundament für die Wiederaufnahme des Betriebs in den Bildungszentren. Für die Umsetzung und Einhaltung der Hygieneauflagen hat die HWK gemeinsam mit Betriebsärzten und dem Gesundheitsamt gute Lösungen entwickelt. Alle Lehrgänge finden in sicherer Lernumgebung statt: Mindestabstand, versetzte und beaufsichtigte Pausenzeiten, persönliche Schutzausrüstung, Behelfsmasken, regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel & Co rund um die Bildungszentren.
Auch alle Betriebe mussten zum Neustart individuelle Maßnahmenpakete zum Schutz vor dem Corona-Virus schnüren. Manche durften unter Auflagen weiterarbeiten. Andere mussten übergangsweise komplett schließen und sind dadurch in existenzielle Not geraten. Am meisten gelitten haben Dienstleister wie das Friseur- und Kosmetikhandwerk, am wenigsten das Bau- und Ausbauhandwerk. Wenn auch die Corona-Krise fast allen Betrieben zugesetzt hat: „Insgesamt sind wir gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf. „Jetzt blicken wir nach vorn und sind froh, dass endlich alle wieder im Einsatz sein dürfen.“
Gut gefüllte Auftragsbücher und Rücklagen haben viele Unternehmen gerettet. Betriebe ohne solche Polster sind in finanzielle Schieflage geraten. Hier war schnelle Hilfe angesagt. Allein während des Lockdowns haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HWK fast 3.500 Beratungsgespräche geführt. Die meisten Anfragen gingen zu den Themen Kurzarbeit, Hygienemaßnahmen und Soforthilfe ein. Da der Neustart aber nicht zugleich alle Probleme der Betriebe aus der Welt schafft, bleibt die Hotline 0651/207-171 weiterhin geschaltet.
In Sachen Ausbildung sind Zuversicht und Vertrauen das A und O – mehr denn je. Kontaktbeschränkungen, Auftragsrückgänge und Ungewissheit: Betriebe und ausbildungswillige Jugendliche sind verunsichert. Durch die Bank zögern alle Branchen noch, sogar die Industrie. Daher ist gerade jetzt der Zeitpunkt besonders günstig, um leistungsstarke Lehrlinge für das Handwerk zu gewinnen. „Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen!“, sagt Kammerpräsident Rudi Müller. „Wir müssen jetzt Ausbildungsplätze und Praktika anbieten. In einem halben Jahr werden uns wieder Fachkräfte fehlen. Die stärkste Waffe dagegen ist, sie selbst auszubilden. Auch in der Corona-Zeit! Die Lehrlinge von heute sind unsere Meister von morgen. Und übermorgen unsere Nachfolger!“
Zwischen manchem Lehrling und Ausbilder ist die Stimmung während der Pandemie getrübt. Wenn es immer wieder kriselt, hilft die Kammer weiter, das Lehrverhältnis aufrechtzuerhalten. Ein starkes Signal: „Wegen der Corona-Pandemie wurde im Kammerbezirk kein einziges Lehrverhältnis aufgelöst. Überhaupt haben die allermeisten Betriebe offenbar von Entlassungen abgesehen und halten ihren Mitarbeitern die Treue“, so Geschäftsführer Dr. Carl-Ludwig Centner. „Viele Betriebe setzen auf Kredite und Kurzarbeit, um ihre Beschäftigten an Bord zu halten.“
Ebenso wichtig ist die Weiterbildung. „Auch wenn viele Meister und Mitarbeiter sich jetzt andere Gedanken machen: Mit frischen Ideen und einer Qualitätsoffensive gelingt der Neustart am besten!“, sagt Akademieleiter Christian Neuenfeldt. „Wir bieten auch Online-Seminare und Präsenzunterricht zu brandaktuellen Themen an, die gerade jetzt in der Krise hilfreich sind.“