Lehrling des Monats!Glücksbringerin ist Feuer und Flamme für ihren Beruf
Zum Glück gibt es Schornsteinfeger. Sie sorgen dafür, dass Schornsteine, Abgasleitungen, Kaminöfen, Heizungs- oder Lüftungsanlagen sauber sind und einwandfrei funktionieren. Eine dieser Glücksbringerinnen ist Michelle Horne aus Zeltingen-Rachtig. Wenn sie in traditioneller Arbeitskluft von Haus zu Haus zieht, kehrt dort gute Laune ein. Denn die selbstbewusste 22-Jährige hat sehr viel Spaß und Freude an der Arbeit. Auch ihre Leistungen in der Schule sind überdurchschnittlich. Daher hat die Handwerkskammer (HWK) Trier sie jetzt zum „Lehrling des Monats“ ausgezeichnet.
Kein Klischee: Nach getaner Arbeit kommt Michelle mit Ruß in Gesicht und Haar heim und springt erstmal unter die Dusche. Ihre schwarze Arbeitsjacke mit den goldenen Knöpfen, der sogenannte Koller, gibt sich eine Weile mit Ausklopfen und Abwaschen zufrieden. In ihrem ersten Arbeitsleben als medizinische Fachangestellte kam sie abends zwar sauber heim. Doch den Job wünscht sie sich nicht zurück: „Es ist viel schöner, bei den Kunden daheim zu arbeiten.“ Die Ausbildung zur Arzthelferin zog Michelle dennoch durch. Ein Abbruch kam für sie nicht in Frage.
Danach besann sie sich darauf, was ihr schon als Mädchen Spaß gemacht hatte: ihren Vater im Kehrbezirk zu begleiten. Sebastian Horne ist Bezirksschornsteinfegermeister und seit 2006 selbstständig. Neben seiner Tochter bildet er noch einen weiteren Lehrling aus. Michelle ist Feuer und Flamme für ihre Ausbildung: Ich bin so froh, dass ich den Beruf gewechselt habe! Als Schornsteinfegerin kann ich eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten. Ein wunderschöner Beruf, der viel Freude bereitet.“
Das traditionelle Handwerk umfasst Schornsteinfegen und Brandschutz. Michelle kontrolliert, ob Kaminöfen, Schornsteine, Abgasleitungen, Heizungs- oder Lüftungsanlagen sauber sind und einwandfrei funktionieren. Der Beruf ist heute aber vielfältiger als früher: Umweltschutz, Emissionsschutz und Energieberatung sind hinzugekommen. Nach der Ausbildung will Michelle sich zur Meisterin weiterbilden. „Als Gesellin werde ich schon verantwortungsvolle Aufgaben haben“, sagt sie, „allerdings noch keinen eigenen Bezirk.“ In Salmtal, Klüsserath, Klausen, Minheim, Heckenmünster, Trittenheim und Altrich ist sie derzeit im Bezirk ihres Vaters unterwegs.
Die Monopolstellung für Schornsteinfeger ist 2013 gefallen. Seitdem dürfen die Haushalte selber bestimmen, von wem sie ihre Schornsteine und Heizungsanlagen prüfen lassen. „Wir Schornsteinfeger sind keine Konkurrenten. Es gibt Arbeit für alle“, so Michelle. Sie mag den Kontakt mit Kollegen und Kunden. Und dass es in ihrer Region familiär zugeht: „Im August beginnt auch meine Cousine ihre Ausbildung bei uns.“ Darauf freut sie sich schon: „Dann gehen wir zusammen zum Kunden, und ich bin ihre Gesellin.“
Michelle hegt und pflegt ihren Kundenkreis. Auch mal Zeit für ein privates Gespräch zu haben, ist ihr wichtig. „Meine Arbeitszeiten kann ich mir ja selbst einteilen“, sagt sie. Manchmal wird sie spontan auf einen Kaffee eingeladen. Brummige oder kritische Kunden? Die lockt sie mit ihrer freundlichen und offenen Art hinter dem Ofen hervor: „Dann bin ich besonders höflich. Das hilft immer!“ Und das Image als Glücksbotin? „Ja, das erleben wir noch oft. Auf Hochzeiten zum Beispiel ist mein Vater im Koller ein gern gesehener Gast.“
Entwaffnend wirkt auch ihre Kompetenz, wenn sie Feuerungs- und Lüftungsanlagen kontrolliert und reinigt oder Abgase prüft und misst. „Einmal wollte ein Kunde wissen, ob ich das als Frau überhaupt kann. Dafür habe ich immer eine schlagfertige Antwort parat“, sagt Michelle. Mit zehn Prozent gehören Frauen in diesem Beruf noch zur Minderheit, holen aber auf. Auch zur Freude der Kunden: „Die allermeisten Leute finden es toll und freuen sich, wenn eine Schornsteinfegerin zu ihnen kommt.“