HWK-Lehrling des Monats Gesellenbrief als Wildcard
Um seine Berufswahl musste Johannes Goebel sich nie Gedanken machen: Elektrotechnik war von Anfang an sein Ding. Der 20-Jährige lässt sich im Familienbetrieb Stefan Goebel Elektrotechnik ausbilden – in zwei statt dreieinhalb Jahren. Wegen seiner herausragenden Leistungen und hohen Motivation hat die HWK den angehenden Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik jetzt zum Lehrling des Monats gekürt.
In der Familie Goebel liegt die Messlatte hoch. Stefan Goebel hat das Unternehmen Elektrotechnik Goebel GmbH 1989 in Trier gegründet. Seit 2010 gibt es den Zweitstandort in Orenhofen. Heute hat der Elektrotechnikermeister zehn Beschäftige. Als Sachverständiger ist er an der Handwerkskammer sowie bundesweit aktiv. Auch Johannes‘ 23-jährige Schwester Annika hat beim Vater gelernt und inzwischen schon ihren Meistertitel. Darüber hinaus ist sie Gebäudeenergieberaterin, angehende Betriebswirtin im Handwerk und obendrein Botschafterin der bundesweiten Handwerkskampagne.
All diese Erfolge setzen Johannes nicht unter Druck. Schon gar nicht die Tatsache, im familieneigenen Betrieb zu lernen. Sein Vater habe ihn nie dazu gedrängt, in dessen Fußstapfen zu treten. Wir verstehen uns alle sehr gut, und Annika ist für mich ein Vorbild. Auf dieser Basis kann und will ich mir etwas aufbauen. Ich empfinde das als Geschenk. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Gleich nach der mittleren Reife habe er mit der Lehre anfangen wollen, erzählt Johannes. Sein Vater habe aber darauf bestanden, dass er vor der Ausbildung noch das Abi macht.
So konnte er seine Ausbildung aufgrund der Hochschulreife um ein Jahr verkürzen und wegen guter Noten in der Berufsschule und Zwischenprüfung nun um weitere sechs Monate. Damit wird Johannes schon zwei Jahre nach dem Abi seinen Gesellenbrief in der Tasche haben. Klare Sache: Er selbst ist nun ebenfalls auf der Überholspur unterwegs. In Form von Weiterbildungen will er immer wieder neu durchstarten. Auf der Zielgeraden möchte er den elterlichen Betrieb übernehmen, gemeinsam mit Annika – eines Tages, wenn die Zeit gekommen ist.
Beruflich unabhängig und flexibel zu sein, findet er wichtig: Dafür ist der Gesellenbrief die Eintrittskarte. Elektrotechniker ist ein anspruchsvoller Beruf, der viel Kompetenz und Fachwissen erfordert. Man kann damit so viel erreichen, auch international. Wer ein Handwerk beherrscht, ist immer und überall gefragt. Und es ist ein gutes Gefühl, selbst verdientes Geld auszugeben. Ich kenne Studienabbrecher, die ihr Geld momentan mit Autowaschen verdienen.“
Über Karrierechancen im Handwerk spricht er auch als Ausbildungsbotschafter vor Schulklassen. Sein Vortrag ist anschaulich und spannend gestaltet. Handwerk hat ja auch viel mit Haptik zu tun.“ Also baut er im Unterricht eine Wallbox für Elektroautos auf und zeigt, wie sie funktioniert. Wer will, darf mitmachen und sich ausprobieren. Berufsorientierung für neunte oder zehnte Klassen finde ich fast zu spät. Bereits für Siebtklässler wäre das Angebot meiner Meinung nach sinnvoll.“ Ins Handwerk zu gehen, sei keine zweite Wahl. Das müsse auch Eltern von Schulabgängern klar werden, die immer noch ein veraltetes Image vom Handwerk im Kopf hätten. Das Handwerk muss wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken.“
Beim Pfadfinderstamm Quo vadis Speicher baut er als Gruppenleiter mit den Jugendlichen schon mal Hütten und Insektenhotels: „Die jungen Leute müssen mal weg vom Handy und Computerspielen, nach draußen gehen, sich auch mal dreckig machen. Am Lagerfeuer diskutieren wir hin und wieder über Klimaschutz. Ich bin stolz, dass ich dazu viel mehr beitrage und Alternativen aufzeigen kann als Aktivisten, die sich auf der Straße festkleben. Heute Morgen haben wir Photovoltaikanlagen installiert. Mit dem erzeugten Strom lassen sich Batteriespeicher füllen und damit E-Autos aufladen. Das sind doch megaspannende Aufgaben!“
Energie tankt Johannes auch beim Motorradfahren und Kickboxen auf. Ich bin immer in Aktion und liebe es, hinter die Kulissen zu schauen.“ Er ist glücklich, dass ihn sein Beruf an viele interessante Orte führt, beispielsweise ins unterirdische Trier. Aufträge wie etwa die Installation von Photovoltaikanlagen mit autarken Energiespeichern, in Verbindung mit elektrischen Wärmepumpen, begleiten ihn durch seine Ausbildungszeit und bereiten ihm besonders viel Freude. Er ist halt ein Macher: Hätte, könnte, sollte …? Ohne mich! Klimahandwerker können vieles bewegen. Wir sind da und packen mit an!“