KOMZET-Netzwerk Bau und EnergieEffiziente Vernetzung in Trierer Campus Handwerk
Ausgewählte Ergebnisse und Produkte aus Projekten zur Digitalisierung in der beruflichen Bildung der Bauwirtschaft standen beim Netzwerktreffen „Perspektiven für eine digitalisierte Berufsbildung“ in der Handwerkskammer auf dem Programm. Dazu hatte das Kompetenznetzwerk Bau und Energie e. V. eingeladen. So trafen sich im neuen Campus Handwerk, dem bundesweit ersten Bildungszentrum einer Handwerkskammer in Passivhausbauweise, überregional rund 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Klimawandel, Energiewende, Fachkräftemangel: Um diese Herausforderungen lösen zu können, setzt die Bauwirtschaft unter anderem auf Digitalisierung. Daher stand diese große Chance beim Netzwerktreffen im Fokus. „Sie hilft uns dabei, die jungen Menschen bei der Aus- und Weiterbildung dort abzuholen, wo sie stehen“, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf und nannte damit zugleich ein Best-Practice-Beispiel: „Viele fachliche Inhalte in der Ausbildung an der HWK Trier sind daher zusätzlich in digitalisierter Form zugänglich. So können Lehrlinge mithilfe von Schritt-für-Schritt-Video-Kursen jederzeit gezielt bestimmte Unterrichtsthemen in Eigenregie nachholen oder vertiefen.“ Ebenfalls eine Innovation in Trier ist die Vermittlung von Wissen über virtuelle Realität (VR). Sie ermöglicht es, hinter die Wände des neuen Bildungszentrums zu schauen und die dort verborgene Gebäudetechnik zu Lehrzwecken dreidimensional sichtbar zu machen.
Tiefere Einblicke zu Grundlagen der Passivhausbauweise sowie zu den Themen Energiewende, Klimaschutz und Fachkräftemangel gab Wolfgang Hasper vom Passivhaus Institut. In seinem Vortrag „Bildungszentrum als Passivhaus“ zeigte er, wie diese Herausforderung in Trier praxistauglich gelungen ist. „Das Ziel ist erreichbar, die Mittel stehen zur Verfügung, die Ergebnisse sind überzeugend“, sagte Hasper. Zudem sei das Konzept offen und vielseitig anwendbar.
Auf die Herausforderungen und Chancen der Klimaziele ging Annette Bähr vom Heinz-Piest-Institut in ihrem Vortrag ein. Sie zeigte unter anderem den erheblichen Mehrbedarf an Arbeitskräften im Handwerk und gesamten Baugewerbe auf: „Bereits jetzt fehlen 70.000 Fachkräfte ohne ‚Zusatzaufgaben‘ im Sinne der Energiewende!“ Lösungsansätze sieht sie unter anderem in gewerkeübergreifenden Weiterbildungen, der Qualifikation auch von Quereinsteigern und die Stärkung der beruflichen Bildung sowie Systemen zur Früherkennung von Technologie und Qualifikation für den Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Nicht zuletzt brauche man dafür moderne Bildungszentren, so Bähr.
Um Maßnahmen zur Sicherung und Förderung der hochwertigen Qualität in der Berufsbildung ging es auch auf dem Podium. Vorbildliche Beispiele aus der Praxis rundeten das Bild ab, vor allem auch der abschließende Rundgang durch Campus Handwerk. So erhielten die Netzwerkpartner vor Ort einen Eindruck von der möglichen Zukunft moderner und staatlich geförderter Berufsbildungszentren. Der Trierer Neubau wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), vom Land Rheinland-Pfalz und von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert.
Das Treffen im Campus Handwerk war ein weiterer Baustein, um die Bemühungen um den Transfer und Austausch mit Fördergebern, Verbänden, Betrieben und weiteren Partnern fortzuführen. „Der Transfer hat gut funktioniert“, resümiert Ronald Falk vom KOMZET-Netzwerk. „Wir arbeiten weiter an der Vernetzung, um das Erarbeitete besser weitergeben zu können.“ Das bestätigt auch Axel Bettendorf: „An diversen Stellen wurden sehr gute Ansätze des Einsatzes von Digitalisierung in der Ausbildungspraxis entwickelt. Der gegenseitige Austausch von Produkten und Konzepten in der Aus- und Fortbildung kommt der Qualifikation von Fachkräften bundesweit zugute. Sich gegenseitig mit Know-how zu versorgen und Lösungswege zu entwickeln, ist der beste Weg, um die Herausforderungen gemeinsam anzupacken und zu lösen.“
KOMZET-Netzwerk
Federführende Kompetenzzentren der Berufsbildung arbeiten im Kompetenznetzwerk Bau und Energie e.V. zusammen, um ihre Bildungs- und Beratungsangebote miteinander abzustimmen und diese überregional – auch international – anzubieten. Das Netzwerk setzt hohe inhaltliche und methodisch-didaktische Qualitätsstandards für Lehrgänge, Lernmaterialien und Medien.
Durch Zusammenarbeit mit Industrie und Forschung werden technische Innovationen zeitnah und professionell in Bildungs- und Beratungsangebote für Nachwuchs, Fach- und Führungskräfte übertragen. Die enge Kooperation mit Betrieben der Bauwirtschaft und baunaher Gewerke stellt sicher, dass der Bedarf getroffen und die berufliche Bildung als attraktive Alternative zum Studium gestärkt wird.
Bilder finden Sie in der Bildergalerie hier.