Ulrike und Jörg Grandjean mit Matthias Schwalbach (2. v. l.) und Markus Nöhl (r.)
HWK: Constanze Knaack-Schweigstill
Ulrike und Jörg Grandjean mit Matthias Schwalbach (2. v. l.) und Markus Nöhl (r.)

BetriebsbesuchDie Kultur der Bestattung ist im stetigen Wandel

Trier-Heiligkreuz, Wisportstraße 7, ein Donnerstagmittag im Frühling. Triers Kulturdezernent Markus Nöhl und HWK-Geschäftsführer Matthias Schwalbach besuchen das Bestattungsinstitut Grandjean. Vor zehn Jahren hat sich der Betrieb dort niedergelassen. Die helle Fassade mit dem weinrot eingerahmten Hauseingang wirkt modern und einladend. Moment mal – einladend? Wo doch der Tod ein Tabu ist, um das viele Menschen zu Lebzeiten am liebsten einen großen Bogen machen würden? Keine Frage: Sich mit dem Thema Bestattung auseinanderzusetzen, kann Ängste vor dem eigenen Ableben oder dem eines Angehörigen abbauen.

Nach der Begrüßung durch Jörg und Ulrike Grandjean führt der Weg in den Ausstellungsraum. Zahlreiche Urnen in den Regalen, direkt gegenüber eine Auswahl an Särgen. »Mittlerweile wünschen vier von fünf Kunden eine Feuerbestattung«, sagt Jörg Grandjean, während die Gäste sich umschauen. Die Auswahl an Urnen ist groß. Es gibt Modelle aus Metall, Keramik, Holz, biologisch abbaubare, runde, eckige, klassisch gestaltete sowie moderne – und farblich kaum ein Tabu. Von schwarz über weiß bis hin zu blau, grün oder rot sind viele Varianten vertreten, einfarbig oder verziert, zum Beispiel mit Blattwerk, Blumen oder Bordüren. Särge werden ebenfalls in vielen verschiedenen Ausführungen angeboten. Dezernent Nöhl erkundigt sich nach dem Wandel in der Bestattungskultur. »Die eine Art und Weise für den letzten Weg gibt es heute nicht mehr«, erklärt die Firmenchefin. »Wir gehen auf jeden Kunden individuell ein. Das gehört zu unserer Philosophie.« Auf besonderen Wunsch sei es sogar möglich, die Urne oder den Sarg selbst zu verzieren – etwa wenn Kinder den Sarg eines nahestehenden Verwandten für die Beisetzung bemalen möchten. »Auch der Ablauf von Trauerfeiern befindet sich im Umbruch«, sagt sie. »Einige sind eher rational, andere emotional. Heute ist fast die Hälfte der Bestattungen eher weltlich als kirchlich geprägt. Wir hatten auch schon hinduistische Trauerfeiern.«

Kundenwünsche heute individueller und vielfältiger als in früheren Zeiten

Als das Unternehmen 1949 gegründet wurde, war in der Bestattungskultur noch vieles anders. Schreiner Peter Grandjean erhielt damals die Genehmigung, mit seinem Betrieb auch Bestattungen durchzuführen. Erdbestattungen waren die Regel. Heute, wo Jörg Grandjean das Unternehmen in dritter Generation leitet, lösen sich alte Traditionen mehr und mehr auf. »Neben Feuerbestattungen haben auch neuzeitliche Bestattungsplätze, verzweigte Familienstrukturen und der Wunsch nach individuellen Verabschiedungsmöglichkeiten zugenommen«, sagt er. »Eine Bestattung ist genauso persönlich, wie der Mensch es zu Lebzeiten war. Wir versuchen dann, gemeinsam mit dem Kunden die passenden Entscheidungen für die Bestattung ihres Angehörigen zu treffen.« Die frühzeitige Auswahl eines Bestatters kann dazu beitragen, den Trauerprozess für die Hinterbliebenen zu erleichtern. »Als Kunde können Sie schon zu Lebzeiten Ihre Wünsche und Vorstellungen äußern, schriftlich festhalten und gegebenenfalls sogar finanziell im Vorfeld absichern«, erklärt Ulrike Grandjean. »Das hat nicht nur den Vorteil, eigene Wünsche äußern zu können, sondern auch finanzielle und organisatorische Klarheit zu schaffen.« Getreu dem Motto »Wir kümmern uns« bietet der Familienbetrieb Grandjean nicht nur fachliche Kompetenz. Vielmehr versteht sich das Team um das Inhaberehepaar auch als Begleitung Trauernder und ihrer Verstorbenen. Respekt und Würde stehen bei ihrer Arbeit im Mittelpunkt. Stippvisite im Büro. Bestattungsfachkraft Sarah Pötsch legt gerade den Hörer auf, Azubi Philipp Wolff arbeitet am PC. Die Gäste möchten wissen, wie es als junger Mensch denn so sei, in einem Bestattungsinstitut zu arbeiten. Beide schmunzeln, als hörten sie diese Frage nicht zum ersten Mal. Die Arbeit sei kreativ und abwechslungsreich, erfordere viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, so die Antworten. Trotz der Herausforderungen sei der Beruf sehr erfüllend. »Für mich ist es eine Ehre, die Verstorbenen auf ihrer letzten Reise zu begleiten«, sagt der Lehrling. Der Hygieneraum ist an diesem Mittag nicht belegt. Das sterile Ambiente liegt in der Natur der Sache. Hier werden die Verstorbenen von den Bestattungsfachkräften versorgt. Waschen, Einkleiden und Zurechtlegen gehören dazu. Auch in der Trauerhalle ist es ganz still. Kerzenschein und gedimmte Leuchten sorgen für sanfte, andächtige Stimmung. Schon bald werden die leeren Stuhlreihen wieder besetzt sein, wenn Trauernde in Würde Abschied von ihrem Verstorbenen nehmen. Auf Wunsch können sie nach der Bestattung in familiärer Atmosphäre im Trauercafé noch einmal zusammenfinden und ihre Erinnerungen aufleben lassen.

Stark als Ausbildungsbetrieb

Rundum-Service aus einer Hand – dafür sorgen elf Mitarbeitende. HWK-Geschäftsführer Matthias Schwalbach spricht das Thema Fachkräftemangel an. Nachwuchsprobleme? Kennen die Grandjeans nicht. Denn auch in der Ausbildung legen Ulrike und Jörg Grandjean großen Wert auf Qualität. Gerade im Bestatterwesen sind Professionalität und Perfektion – von der Pünktlichkeit bis zur Pietät – das A und O. Und das spricht sich herum. Zurzeit sind zwei ihrer Bestattungsfachkräfte in der Meisterausbildung. Derzeit haben die Grandjeans vier Azubis. Nach der Anerkennung des Ausbildungsberufs im Jahr 2007 haben sie im Jahr darauf den ersten Lehrling zur Bestattungsfachkraft ausgebildet. Bei den Deutschen Meisterschaften im Handwerk 2021 stellte der Betrieb mit der frischgebackenen Gesellin Julia Kohl die zweite Landessiegerin. Und ein Jahr später holte sich Grandjeans Bestattungsfachkraft Pia Höhl auf Bundesebene die Silbermedaille.



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Schwalbach, Matthias

Dr. Matthias Schwalbach

Geschäftsführer

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