Qualifikationsanalyse bei MM Graphia für einen Medientechnologen aus dem IranAusländische Abschlüsse anerkennen lassen? Das geht!
Zwischen Trier und Teheran liegen 4.000 Kilometer Luftlinie. Diesen weiten Weg hat Mehrdad Pahlevanzadeh auf sich genommen, um beruflich voranzukommen. Im Iran hatte der junge Mann bereits einen Bachelor im Fach Druck und Verlagswesen/Druckprozess absolviert und sich zum Offsetdrucker weitergebildet. Mit 30 Jahren kam er dann nach Kassel. „Ich wollte mich weiterbilden und meinen Meister in Druck und Medientechnologie machen“, erklärt Mehrdad. „Diese Qualifikation existiert im Iran nicht. So habe ich mich dafür entschieden, nach Deutschland zu gehen.“
So zog Pahlevanzadeh 2015 zunächst nach Wuppertal, um dort mit dem Meister zu beginnen, und belegte an der Uni einen Deutschkurs. Dann aber kam es anders. Er ging wegen einer Arbeitsstelle in einem Maschinenbauunternehmen nach Kassel und kam 2018 schließlich nach Trier zur MM Graphia GmbH. Dieses international tätige Kartonverpackungsunternehmen mit Schwerpunkt Offset Printing ist auf die Produktion von Premiumverpackungen für die Zigarettenindustrie spezialisiert. Zu den Hauptkunden gehören JTI, Phillip Morris und ITG. Für Mayr-Melnhof Printing & Packaging hatte der Iraner bereits in einer Niederlassung in Teheran gearbeitet – sogar an der gleichen Maschine wie in Trier!
Da der inzwischen 34-Jährige seine Qualifikation nicht ausreichend belegen konnte, arbeitete er im Moseltal lediglich in der Position eines festangestellten Helfers. Von seiner Ausbildung, seinen Kenntnissen und Fähigkeiten her jedoch hätte er als Medientechnologe eingesetzt werden können. In dieser Lage nahm er Kontakt zu Anerkennungsberater Jürgen Rauschenbach von der Handwerkskammer auf. Damit bahnte sich eine Lösung an. Zunächst legte der junge Iraner Lehrpläne und Dokumente aus dem Iran vor. Weil seine Unterlagen für eine Anerkennung offiziell nicht aussagekräftig genug waren, bekam er die Chance, seine Fachkenntnisse in einer praktischen Qualifikationsanalyse nachzuweisen.
Zusammen mit Fabian Gorges, der stellvertretender Abteilungsleiter bei MM Graphia Trier ist, nahm Rauschenbach die eintägige Prüfung ab. Maschine bestücken, Druckbögen prüfen, Farbtests durchführen – mit fachspezifischen Aufgaben wie diesen musste Pahlevanzadeh nachweisen, dass er den Beruf beherrscht. „Auf den Prüflingen lastet in dieser Situation oft ein großer Druck“, sagt Rauschenbach. „Wir versuchen daher, ihnen die Anspannung zu nehmen. Ich sage dann immer: Machen Sie alles so, wie Sie es sonst auch machen. Dann klappt das schon!“ Das bestätigte sich auch diesmal. Pahlevanzadeh lieferte ab – die Qualifikationsfeststellungsanalyse ergab die volle Gleichwertigkeit.
Mit seiner nun anerkannten Fachkraft aus Teheran ist Abteilungsleiter Gorges sehr zufrieden: „Herr Pahlevanzadeh ist nicht nur kompetent, sondern auch motiviert, freundlich, zuverlässig und sehr hilfsbereit.“ Der Arbeitnehmer wiederum ist stolz darauf, in einem Unternehmen zu arbeiten, das jetzt eine besondere Investition getätigt hat: In der Diedenhofener Straße steht die weltgrößte Offsetdruckmaschine im 6er Format mit UV-Druck. Die nächste Stufe auf Pahlevanzadehs Karriereleiter ist die Weiterbildung zum „Industriemeister Printmedien“ (IHK). Auch privat schmiedet er Pläne: „Noch lebe ich alleine, aber ich habe mich letztes Jahr verlobt. Meine Frau wird nach Deutschland kommen, sobald die Corona-Lage sich bessert und sie einreisen kann.“
Infos
Anerkennung
Durch das Anerkennungsgesetz wird der ausländische Berufsabschluss mit einem deutschen Berufsabschluss verglichen. Zur Zielgruppe gehört, wer
• im Ausland einen Handwerksberuf erlernt und mit einer Prüfung abgeschlossen hat
• Arbeit sucht und seine im Ausland erworbene Berufsqualifikation für einen deutschen Arbeitgeber nutzen möchte
• sich in einem zulassungspflichtigen Handwerk mit einem ausländischen Abschluss selstbständig machen möchte
Qualifikationsfeststellungsanalyse
Wenn für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse schriftliche Nachweise fehlen, können Antragsteller ihre Kompetenzen mit einer Qualifi kationsanalyse nachweisen. Die HWK berät über das Verfahren und die Kosten sowie Alternativen zum Anerkennungsverfahren. Betriebe, die ausländische Helfer beschäftigen, welche sich nachqualifizieren oder weiterbilden möchten, können sich bei Jürgen Rauschenbach (s. oben) informieren, welche Möglichkeiten es gibt.
Mehr Infos dazu gibt es hier.