Konstantin neu
HWK

Kunst am Bau: Als Mosaik gestaltete Hände begleiten den Nachwuchs ins neue Ausbildungszentrum. Der Querschnitt durch die Geschichte zeigt, wie wichtig Hände für die Entstehung unserer Kulturgeschichte sind - bis in die Gegenwart hinein.Kunstgeschichte "to go"

Ein roter Teppich hätte eine ähnlich einladende Wirkung. Hier jedoch geht’s nicht nach Hollywood, sondern ins Handwerk: Ein brandneu gestalteter Fußweg führt direkt in das neue Bildungszentrum der Handwerkskammer. Allein diese Tatsache verdient noch keinen Oscar. Dennoch beginnt hier wortwörtlich ein wegweisender Abschnitt: Nach Fertigstellung der Magistrale ist das BTZ nun auf einem kunstgeschichtlichen Zeitstrahl derHand erreichbar. Insgesamt 15 Handmotive, von der Steinzeit bis hin zur Gegenwart, zieren den asphaltierten Zugang zum BTZ-Haupteingang. Die handverarbeiteten Mosaike aus rund neun Tonnen einzeln zugeschnittener Steine sind so verschieden wie die Epochen, für die sie stehen. Das Gesamtkunstwerk stammt von Raphaela Sauer und Michael Meraner. Sie haben vor zwei Jahren die Ausschreibung für das Projekt „Kunst am Bau“ gewonnen.

Im Außen- und Innenbereich greift das Künstlerduo die Aspekte Tradition und Innovation im Handwerk gleichermaßen auf. Die grafisch zeitgemäße Übersetzung und Betonung der „Handarbeit“ stellt einen gelungenen Bezug sowohl zum Handwerk als auch zum Neubau her. Sogar das Thema Digitalisierung wird in der Umsetzung sichtbar – sowohl durch den innovativen Greifarm auf der Magistrale als auch in der Gestaltung menschlicher Portraits aus Buchstaben-Collagen auf der Balustrade im Gebäude.

Im Außenbereich haben Raphaela Sauer und Michael Meraner das gerade fertiggestellte Projekt in Zusammenarbeit mit dem Atelier Robert Kaller und Absolventen der Mosaikbauschule Dortmund umgesetzt. Die Herstellung und das Verlegen erforderten hohe Kunstfertigkeiten von Mosaizisten. Das sind Kunsthandwerker, die Mosaike gestalten und ausführen. Fliesen-, Platten und Mosaikleger sind für die Ausführung solcher Kunstwerke nicht ausgebildet. So waren bei diesem Projekt Spezialisten am Werk, von denen es bundesweit nicht viele gibt.

Warum ausgerechnet Hände? Das liegt auf der Hand: Sie stehen fürs Handwerk – die Hand, die das Werk erschafft. Oder, wie die Künstler ihr Konzept beschreiben: „Die Hand, mit der wir die Welt begreifen. Denn wer das Ausbildungszentrum Tag für Tag betritt, erlernt in der Regel ein Handwerk oder beherrscht es bereits.“ Als Vorlage dienten Sauer und Meraner verschiedenste Quellen aus der Kunstgeschichte. Ob erste Höhlenmalereien der Neandertaler, Michelangelos weltberühmtes Werk „Erschaffung Adams“ aus der Sixtinischen Kapelle oder der Ausschnitt aus einem Abbild des Kaisers Konstatin: Jede einzelne Hand besteht aus individuellen Materialien. Die symbolische Revolutionsfaust ist aus Schiefer, die Hand der Fatima aus Fliesen, die Hand von Kaiser Konstantin aus Naturstein. Karl der Große lässt sich hier aus der Hand lesen. Dieses Motiv aus Goldmosaik kommt wie drei weitere in klassischer Mosaiktechnik daher – eine Hommage an die Römerstadt Trier. So wird das aufmerksame Publikum auf dem knapp 100 Meter langen Weg gleichsam in die Welt- und Kunstgeschichte hineingeführt. Kunstgeschichte „to go“: Auf dem Weg zur Ausbildungsstätte nimmt der Handwerksnachwuchs diese begehbare Geschichtsstunde hoffentlich gerne mit. Die Lehrlinge und Meisterschüler dürften sich bewusst werden, dass dieses Kunstprojekt etwas ganz Besonderes ist – genau wie ihr eigenes Arbeiten und Wirken im Handwerk der Region Trier.

Sandner, Thomas

Dipl.-Ing. (FH) Thomas Sandner

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