Amine in der ÜLU _ Constanze Knaack-Schweigstill
HWK: Constanze Knaack-Schweigstill

KAUSA – Ausbildung und MigrationVon Marokko an die Mosel

Amine hat für eine Ausbildung in Deutschland alles hinter sich gelassen. Dank Hilfe von allen Seiten ist er in
der Region und auch im Handwerk angekommen. 

Nach Deutschland gehen oder in Marokko bleiben? Die Entscheidung fiel Amine Azauaghe nicht allzu schwer. Ein Jahr lang hatte er in seiner Heimat Physik studiert und dann die Nase davon voll. Zu viel Theorie, Mathe, abstraktes Denken, kaum Praxis. Als marokkanische Bekannte ihm von ihrer Arbeit in Deutschland erzählten und dem großen Fachkräftebedarf, der dort herrscht, erkannte er seine Chance. Die Aussicht, sich ebenfalls in Deutschland zum Tischler ausbilden zu lassen und damit eine berufliche Zukunft aufzubauen, zählte zu den besten, die Amine sich vorstellen konnte. Also fing er noch in Marokko damit an, Deutsch zu lernen. Als 2021 dann das Angebot einer marokkanischen Vermittlungsagentur kam, in Mehring eine Tischlerausbildung zu machen, packte der junge Mann seine Koffer und zog ins Moseltal.

Firmenchef Martin Epper erleichterte seinem Neuzugang den Einstieg mit einer vorbildlichen Willkommenskultur: Er kümmerte sich um eine Wohnung und Möbel, füllte den Kühlschrank, holte Amine am Flughafen ab, organisierte Termine bei Behörden und ackerte sich durch Formalitäten. Wenn es sich ergab, nahm Epper seinen Lehrling morgens mit zur Arbeit in die Schrankmanufaktur. Ein Kollege hat Amine für den Arbeitsweg von Longuich nach Mehring ein Fahrrad geschenkt. Auch die Handwerkskammer stand dem Migranten und dem Betrieb hilfreich zur Seite: Projektmitarbeiterin Aurita Jankauskaite-Lepage von der KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz half beiden Seiten bei der Eingliederung mit Tipps und Feedback. 

„Das alles hat mir bei der Eingewöhnung sehr geholfen“, sagt Amine. „Auch dass ich in Trier nur mit Deutschen unterwegs bin. Ich bin gerne bei Kollegen oder Freunden und ihren Familien. Es hilft mir, mich in die deutsche Kultur zu integrieren, und das gefällt mir.“ Der Schlüssel zu Amines Integration sind seine guten Sprachkenntnisse. Aber auch sein offenes und freundliches Wesen öffnen dem jungen Mann aus dem Norden Afrikas so manche Tür. „Es war mir sehr wichtig, schnell Deutsch zu lernen und dazuzugehören“, sagt der 23-jährige. „Dafür musste ich viel büffeln. In der ganzen Wohnung hatte ich Karteikästen stehen und Kärtchen mit deutschen Vokabeln aufgehängt.“ In seiner Berufsschulklasse ist Amine ausschließlich von deutschen Mitschülern umgeben – auch das kommt seinen Sprachkenntnissen zugute. „In Sozialkunde habe ich neulich ohne Manuskript eine Präsentation gehalten und dafür eine sehr gute Note erhalten“, berichtet er stolz. Seine Zwischenprüfung hat er schon in der Tasche.

Doch leider konnte Amine seine Ausbildung in der Epper Schrankmanufaktur nicht abschließen, da der Betrieb sich wegen Personalmangels stark verkleinern muss. Doch der Lehrling im dritten Ausbildungsjahr hatte Glück. Mit der Tischlerei Freis in Lieser fand er einen neuen Betrieb, in dem er seine Ausbildung nun nahtlos fortsetzen und abschließen kann. Mit der Arbeit ist er sehr zufrieden: „Ich liebe meinen Beruf.“ Sein Handwerk hat er ebenso schnell erlernt wie die neue Sprache. „Das Tischlern und am Ende des Tages das Ergebnis meiner Arbeit zu sehen, macht mich zufrieden und glücklich.“

Amine ist ehrgeizig und will beruflich vorankommen. Schließlich hat er dafür seine Familie und Freunde in der Ferne zurückgelassen. Aber das nimmt er gern in Kauf: „Die Ausbildung ist auch gut für meine persönliche Entwicklung. Ich bin viel selbstständiger geworden.“ Er schmiedet schon Pläne für die Zukunft: Erst will er ein paar Jahre als Geselle arbeiten, dann den Meister oder Techniker machen. Nur manchmal hat Amine Heimweh nach Marokko, seiner Familie, seinen Eltern und den vier Geschwistern. Sein Vater ist ebenfalls Handwerker. Ihm gefiel die Idee, dass sein Sohn nach Deutschland geht und Tischler wird. Jetzt freut Amine sich auf ein Stück Heimat: Drei Freunde, die er von klein auf kennt, wollen sich ebenfalls in der Region ausbilden lassen. „Man hat alle Chancen im Leben“, ist Amine überzeugt, „und die muss man nutzen! Nach zweieinhalb Jahren bin ich angekommen – in der Region Trier und im Tischlerhandwerk.“

 Ihre Ansprechpartnerin:

Jankauskaite-Lepage, Aurita

Aurita Jankauskaite-Lepage

Projektmitarbeiterin KAUSA-Landesstelle Rheinland-Pfalz, Standort Trier

Tel. 0651 207-151

alepage--at--hwk-trier.de